Können Gipskartonplatten / Holzverlegeplatten (OSB) mit Kalkputz verputzt werden?
Vom Verputzen von Gipskarton und Holzverlegeplatten (OSB, P3) mit Kalkputz möchten wir dringend abraten! Ein Kalkputz ist ein starres Putzsystem, d.h. nach der Aushärtung
kann es keine Bewegungen aus dem Untergrund mehr aufnehmen. Durch ein
Durchbiegen der Bauplatten kann es zur Rissbildung kommen. Im Extremfall
kann sich die Putzschicht von der Platte lösen.
Warum sind bei schwach bzw. nicht saugenden Untergründen Untergrundvorbereitungen erforderlich?
Mineralische Putze, wie Kalkzement-,
Zement- oder auch Kalkputze werden mit Wasser entsprechend den
Herstellerangaben angerührt, um Sie für die Verarbeitung vorzubereiten. Für
bessere Verarbeitungseigenschaften wird dabei das Putzmaterial mit mehr Wasser
angerührt als später im Putz für die Reaktion der Erhärtung benötigt wird. D. h.
überschüssiges Wasser verdunstet während der Abtrocknung nach außen oder wird
vom Mauerwerk aufgenommen und verdunstet später durch die Putzschicht hindurch.
Bei nicht oder schwach saugenden Untergründen wird diese Feuchtigkeit nur in
sehr kleinen Mengen oder gar nicht vom Untergrund aufgenommen. Dadurch kann
sich der Putz nur ungenügend mit dem Untergrund verkrallen. Die Folge sind
Haftungsprobleme, die zur Ablösung des Putzes führen können. Es ist sogar möglich, dass der frische Putz ohne Untergrundvorbereitung vom Untergrund abrutscht.
Warum wird vor dem Auftrag von Kalkputz auf glatten Untergründen, eine Haftspachtelung benötigt? Kann man nicht einfach eine Grundierung aufstreichen?
Kalkputze, wie auch Kalkzement- und Zementputze schwinden im
Prozess der Austrocknung, d. h. sie ziehen sich etwas zusammen. Dadurch entsteht
eine Spannung in der Putzschicht sowie zwischen Putz und Untergrund.
Die meisten Grundierungen, wie zum Beispiel der Baumit Tiefengrund oder
Betonkontakt sind auf Kunststoffbasis hergestellt. Nach dem Streichen
trocknen diese eher glatt ab und bieten dem Putz nur unzureichende Untergrundhaftung. Gleichzeitig erreicht eine übliche
Grundierung nicht die erforderliche Eigenfestigkeit, um die auftretenden
Spannungen durch den Putz aufzunehmen. Die Folge wären Risse und Ablösungen des
Putzes vom Untergrund.
Aus diesem Grund wird auf diesen Untergründen eine Haftspachtelung mit einem
Kalkzementspachtel vorgegeben.
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